Forschungsprojekte

Blockkurs HS 2015
Blockkurs zum spätrömischen Hortfund von Kallnach (HS 2015).

In den 90-er Jahren hat der Archäologische Dienst des Kanton Graubünden während mehrerer Kampagnen eine etwas südlich der heutigen Gemeinde Zillis GR am Rheinufer gelegene Höhle ausgegraben. Sie wurde in spätrömischer Zeit (3.- 5. Jh.) für den Kult einer orientalischen Gottheit, später, im 6. Jh. als Bestattungsplatz genutzt.

In der Höhle und auf deren Vorplatz fanden sich Kultgeschirr, u.a. ein reich verziertes Ringgefäss, und Speiseresten, vorab Geflügelknochen, die ohne Zweifel von der Kultgemeinschaft hinterlassen wurden. Daneben kamen aber auch zahlreiche Votive - Votivbleche, Bergkristalle und etwa 600 Münzen - zu Tage.

In Zusammenarbeit mit dem Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS, Bern) bearbeiten die Studierenden unter Leitung von Dr. Markus Peter (Archäologische Numismatik, Universität Bern) die Fundmünzen. PD Dr. Sabine Deschler (IPNA Universität Basel) hat mit Studierenden der Universität Basel bereits einen Teil der Tierknochen genauer bestimmt.

Um die aus diesen Untersuchungen zu erwartenden neuen Ergebnisse verstehen und ihrer Bedeutung entsprechend würdigen zu können, rollen wir in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst Graubünden (lic. phil. Ursina Jecklin) auch die Auswertung der Befunde und übrigen Funde nicht nur in und aus der Umgebung der Höhle, sondern auch der weiteren spätrömischen und frühmittelalterlichen bzw. frühchristlichen Fundstellen im Umkreis von Zillis neu auf.

Projektleitung:

Prof. Dr. Chr. Ebnöther und Dr. Markus Peter, Archäologie der Römischen Provinzen

Literatur:

J. Rageth, Ein spätrömischer Kultplatz in einer Höhle bei Zillis GR. ZAK 1994, 141-171. Ders., Neue Beiträge zur spätrömischen Kulthöhle von Zillis. Die Grabungen von 1994/95. ZAK 2001, 111-126.

Am Bergweg in Kallnach (Parzelle 95) wurde im Jahr 1988/9 vorgängig zu einem privaten Bauprojekt eine Rettungsgrabung von rund 560 m2 durchgeführt. An der bereits seit längerem bekannten Fundstelle, die sich an der Römerstrasse zwischen Petinesca und Aventicum befindet, wurden neben mehreren mittelalterlichen Bestattungen auch spätrömische Baubefunde freigelegt. Dabei wurden auch 2707 Münzen gefunden, deren Verteilungsmuster auf einen zerpflügten Hortfund schliessen lässt, der wohl ursprünglich im Bereich eines ausgebrochenen römischen Mauerzugs deponiert war. Aufgrund der Zusammensetzung und der Fundangaben ist es sehr wahrscheinlich, dass ein weiteres Lot von ca. 1500 Münzen, das bereits im Jahr 1899 gefunden worden war und sich heute im Bernischen Historischen Museum befindet, ebenfalls Teil desselben Hortfundes war. Der Hortfund wurde bis anhin erst in Form eines kurzen Vorberichts publiziert ( Lechmann-McCallion - Koenig 1990). Ziel des Blockkurses (HS 2015) und der nachfolgenden Recherchen und Auswertungen ist ein besseres Verständnis des Hortfundes und seiner Struktur.

In den letzten 50 Jahren wurden mehrere Einzel- und Detailstudien zur Münzprägung der griechischen Polis Himera auf Sizilien veröffentlicht. Es fehlen jedoch nach wie vor detaillierte Studien zur Kleinsilber- und Bronzeprägung, auch die Prägungen von Himeras Nachfolgesiedlung Thermai sind erst ungenügend erforscht. Das Projekt zur Erforschung dieser beiden Münzstätten und ihrer Geldgeschichte hat zum Ziel, bestehende Lücken zu schliessen und bereits erforschte Bereiche dieser Münzprägung auf einen neuen Forschungsstand zu bringen. Das Projekt ist Teil des SNF-geförderten Himera-Projekts der Abteilung Archäologie des Mittelmeerraumes.